Sunday, May 1, 2016

Zeppelin


Typ:    Halbstarres Luftschiff für Touristik-, Werbungs- & Forschungszwecke   
Entwurfsland:      Deutschland

Hersteller:    Zeppelin Luftschifftechnik

Erstflug:    18. September 1997   
Indienststellung:    15. August 2001   
Produktionszeit:    andauernd   
Stückzahl:    5   

Zeppelin NT (Zeppelin Neue Technologie) ist eine Luftschiff-Baureihe, die seit den 1990er Jahren in Friedrichshafen gefertigt und seit den 2000er Jahren vornehmlich für Tourismuszwecke sowie Forschungs- und Überwachungsaufgaben eingesetzt wird. Die Luftschiffe des NT-Typs gehören nach dem LEMV-Militärluftschiff zu den größten aktiven Luftschiffen und sind als halbstarre Luftschiffe die einzigen mit einem starren inneren Gerüst.

Luftschiffe dieser Bauart werden von der Zeppelin Luftschifftechnik GmbH & Co. KG (ZLT) konstruiert, die Teil des Zeppelin-Konzerns ist und die Tradition der unter dem Namen von Ferdinand Graf von Zeppelin gegründeten Gesellschaften fortsetzt. Das historische Zeppelinunternehmen konstruierte, baute und betrieb bereits im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts die weltberühmten Zeppelin-Starrluftschiffe.

Geschichte

• Entstehungsgeschichte

Die Ära der historischen Zeppeline endete 1940, nachdem die beiden letzten Starrluftschiffe LZ 127 „Graf Zeppelin“ und LZ 130 „Graf Zeppelin II“ auf Befehl Hermann Görings abgewrackt und die letzten verbliebenen Luftschiffhallen auf dem Frankfurter Flughafen gesprengt worden waren.[1]

Im Verlauf der Jahre entstanden immer wieder Anregungen innerhalb des Zeppelin-Konzerns, die Konstruktion und Produktion von Luftschiffen erneut aufzunehmen. Beispielsweise wurde schon in den 1950er Jahren ein neuartiges Luftschiff namens LZ 132 vorgeschlagen, das für den Lastentransport hätte eingesetzt werden sollen.[2] Die Konzepte kamen aber bis in die späten 1980er Jahre nie über anfängliche Überlegungen hinaus.

Erst 1989 wurden detailliertere Studien, welche die Machbarkeit für einen neuen Zeppelin aufzeigen sollten, angefertigt. Eine treibende Person hinter dem Vorhaben war der damalige Friedrichshafener Bürgermeister Bernd Wiedmann, der durch sein Amt gleichermaßen Aufsichtsratsvorsitzender der ZF Friedrichshafen war. Daneben setzte sich auch der Unternehmer Max Mugler (1931–2013) zentral für die Erstellung der Studien ein, der damals die Geschäftsführung der immer noch existierenden, schon 1908 von Graf Ferdinand gegründeten Luftschiffbau Zeppelin GmbH innehatte.[3] Am Ende des folgenden Jahres zeigte eine Marktstudie ein Absatzpotenzial von damals bis zu 80 Zeppelinen auf. Der Autor dieser Marktstudie, Franz Neubauer, hatte jedoch gleichermaßen unterstrichen, dass eine Verkürzung des geplanten Entwicklungszeitraums zwingend nötig sei. Zudem müssten aus ökonomischen Gründen größere Typen des Luftschiffs entwickelt werden, insbesondere um mit den wesentlich preisgünstigeren Luftschiffen der American Blimp Corporation konkurrieren zu können.[4] Ebenfalls im Jahr 1993 wurde bereits ein Patent auf ein „halbstarres Luftschiff mit Druck gestützter Hülle“ angemeldet. Im September 1993 wurde die Zeppelin Luftschifftechnik GmbH & Co. KG (ZLT) gegründet, welche die Entwicklung, die Konstruktion und den Bau der Luftschiffe übernehmen sollte. Mit der Geschäftsführung wurde auch hier Max Mugler betraut, für die technische Geschäftsführung wurde der Ingenieur Klaus Hagenlocher bestellt. Beide Personen hatten bis dahin noch keine Erfahrungen mit der Entwicklung und dem operativen Betrieb von Luftschiffen. Hauptanteilseigner waren und sind bis heute die Luftschiffbau Zeppelin GmbH und die ZF Friedrichshafen AG. Die anfänglichen Studien, Unternehmensgründung und der Bau einer notwendigen Luftschiffhalle wurden initial mit 60 Millionen DM finanziert.

Meilensteine des Flugbetriebs


Das erste Serienluftschiff (SN 02) wurde am 10. August 2001 auf den Namen D-LZZR „Bodensee“ getauft. Bereits in den 1920er Jahren trug der Zeppelin LZ 120 diesen Namen. Der Passagierflugbetrieb wurde am 15. August aufgenommen, nachdem das Luftfahrt-Bundesamt der Deutsche Zeppelin-Reederei die Betriebsgenehmigung für den offiziellen Flugbetrieb erteilt hatte.[40] Der Prototyp des Zeppelin NT, „Friedrichshafen“, diente weiterhin vor allem der Pilotenausbildung, dem Einsatz auf Sonderflügen und als „Vorführmodell“. Touristen wurden mit diesem nicht befördert, da die „Friedrichshafen“ nicht für Passagierflüge zugelassen ist.[41]

Wie auch bei den historischen Zeppelinen, wurden mit dem Zeppelin NT Postflüge durchgeführt, deren Sonderstempel bei Philatelisten beliebt sind. Beispielsweise führte ein solcher Flug am 1. August 2001 nach Luzern.[42]

Anfang Mai 2002 landete ein NT mit Passagieren in Konstanz. Erstmals in der Geschichte landete damit ein Luftschiff in der Geburtsstadt von Ferdinand Graf von Zeppelin.[43] Ende August 2002 wurde dann der 10.000 Fluggast an Bord eines Zeppelin NT befördert.[44]

Am 9. Februar 2003 startete das zweite Serienluftschiff, mit der Kennung D-LZZF „Baden-Württemberg“, (SN 03) zu seinem Erstflug.[45] Wenige Wochen vorher hatte das Unternehmen bereits bekanntgegeben, dass nach Abschluss der Konstruktion dieses dritten Zeppelins ein Baustopp verhängt würde. Ein weiterer, dann vierter, Zeppelin solle erst auf Auftrag eines externen Kunden gebaut werden. Die ZLT verfügte zu diesem Zeitpunkt über rund 100 Mitarbeiter, die von diesem Produktionsstopp vorerst nicht betroffen seien. Mit dem ZF-Konzern wurde dahin eine Finanzierung für drei weitere Jahre sichergestellt.[46] Die „Baden-Württemberg“ ist weitestgehend baugleich mit der „Friedrichshafen“ und der „Bodensee“. Statt zwölf kann die Passagiergondel nun jedoch maximal 13 Fluggäste aufnehmen. Anstatt des zusätzlichen dreizehnten Sitzes kann jedoch auch eine Bordtoilette eingebaut werden.[47]

Im Mai des Jahres 2003 erhielt der Zeppelin NT die Zulassung für Nachtflüge unter Sichtflugregelung (NVFR), sodass fortan auch Flüge zum Sonnenuntergang und Nachtflüge angeboten wurden.[48]

Im Mai 2004 startete die D-LZFN „Friedrichshafen“ im Auftrag eines großen deutschen Automobilkonzerns zu einer 10.000 Kilometer langen Osteuropa-Werbetour. Sie führte auf 19 Etappen unter anderem nach Prag und daran anschließend über südeuropäische Staaten bis nach Istanbul und kehrte über eine nördliche Route über Odessa und Kiew Ende Juli nach Friedrichshafen zurück.[49][50]

Ebenfalls im Juli 2004 wurde die D-LZFN „Friedrichshafen“ durch eine Windhose am Fahrwerk beschädigt. Am späten Nachmittag flog das Luftschiff über den Bodensee nach Zürich und sollte dort auf einer Freifläche in der Nähe des Zürichsees am mobilen Ankermast andocken. Nach dem Landemanöver zogen starke Winde mit Turbulenzen auf, durch die das Luftschiff mit dem Heck mehrmals in die Höhe gerissen wurde und mehrmals auf dem Boden aufprallte. Nach Abklingen der schlechten Wetterbedingungen und einer ersten Inspektion wurde der Zeppelin zurück in die Werft geflogen, woraufhin in den kommenden Tagen das beschädigte Fahrwerk ausgetauscht werden musste.[51]

Ende Oktober 2004 legte der amerikanische Milliardär und Flugpionier Steve Fossett erfolgreich die Prüfung für die Zeppelin NT Pilotenlizenz ab.[52] Schon in den Wochen davor war das

Privatflugzeug Fossets mehrfach am Friedrichshafener Flughafen gesehen worden. Da Fosset durch spektakuläre Rekorde breite Bekanntheit hatte, nährten diese Besuche Spekulationen, was genau dieser mit dem Zeppelin NT vorhabe.[53] Am 27. Oktober 2004 stellte Fossett dann mit dem Schiff SN01 „Friedrichshafen“ einen neuen Geschwindigkeitsweltrekord für Luftschiffe auf. Er durchfuhr eine 1000-m-Messstrecke in beiden Richtungen mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 111,8 km/h. Der Rekord wurde später von der Fédération Aéronautique Internationale (FAI) mit 115 km/h offiziell anerkannt. Der bisherige Rekord war am 19. Januar 2000 durch zwei Briten, Jim Dexter und Mike Kendrick, aufgestellt worden, welche mit einem Lightship A-60 93 km/h schnell geflogen waren.[54]

Im Frühjahr 2005 gab ZLT bekannt, einen Generationswechsel der Geschäftsführung vorzunehmen. Günter Schwenk war bereits im Jahr 2004 aus dem Unternehmen ausgeschieden. Im Sommer 2005 sollte dann Thomas Brandt als neuer Geschäftsführer ernannt werden, der bis dahin noch Geschäftsführer bei dem insolventen Flugzeugbauer Fairchild-Dornier war. Bernd Sträter sollte Herrn Brandt noch einige Monate einarbeiten,[55][56] bevor auch dieser zum 30. Juni aus der Geschäftsführung ausschied und in den Ruhestand eintrat, der ZLT jedoch noch einige Jahre als Berater zur Seite stand.[57]

Im Juni 2005 war ein NT auf der Luftfahrtmesse in Le Bourget stationiert, wo dieser auch Rundflüge anbot. An einem dieser Rundflüge nahm David Scott, Astronaut und Kommandant von Apollo 15 teil, welcher im Jahr 1971 auf dem Mond gelandet war. Dieser bezeichnete seinen Rundflug mit dem Zeppelin daraufhin mit den Worten: Just the walk on the moon was nicer.[58]

Im Jahr 2007 war ein Zeppelin NT Teil des Kunstprojekts Insel Mainau: Szczesny 2007: Ein Traum vom irdischen Paradies, bei welchem der Künstler Stefan Szczesny die Bodensee-Insel zum künstlerischen Gesamtkunstwerk umgestaltete. Teil des Kunstwerkes war auch ein Zeppelin NT, welches mit zwei Frauenakten nach Szczesnys Vorgaben beklebt worden war.[59]

Ein Zeppelin NT wurde im Jahr 2008 zu den Feierlichkeiten des hundertsten Jahrestags des Unglücks von Echterdingen eingesetzt. Bei diesem historischen Ereignis musste Ferdinand Graf von Zeppelin am 5. August 1908 in Echterdingen bei Stuttgart wegen technischen Problemen mit seinem Luftschiff LZ 4 notlanden. Durch eine Welle der Hilfsbereitschaft Tausender von Schaulustiger entstand eine hohe Solidarität mit dem Grafen, welche in der Zeppelinspende des deutschen Volkes mündete. In Gedenken an dieses Ereignis flog ein NT am letzten Juliwochenende über der Unglücksstelle von Echterdingen.[60] Ebenfalls im Jahr 2008, im Mai, sprang der Extremsportler Mike Küng mit einem Gleitschirm von einem fliegenden Zeppelin NT ab. Bekanntheit hatte Küng bereits zuvor erlangt, als er innerhalb der ehemaligen Luftschiffhalle der Cargolifter AG abgesprungen war.[61]



Heckfenster (mit kleiner Sitzbank)

Im Sommer 2008 wurde ein NT erstmals für sechs Wochen über der englischen Hauptstadt London eingesetzt. Es handelte sich hierbei um das vierte produzierte Luftschiff (SN 04), welches Station in England machte, bevor dieses auf einem Dockschiff nach Amerika überführt wurde.[62][63] Ebenfalls im Sommer 2008 begann die Ausbildung der Engländerin Katharine Board zur Zeppelin-Pilotin, welche nach erfolgreicher Flugprüfung die erste weibliche Zeppelin-Pilotin in der Luftfahrtgeschichte ist.


Im März 2010 absolvierte der Zeppelin NT erstmals eine 24-Stunden-Fahrt. Bis dato verfügte das Luftschiff über ein Tankvolumen von 1100 Litern, was die Reichweite auf nur 900 Kilometer beschränkte. Um eine Reichweiten- und Flugzeitverlängerung durchführen zu können, wurde der Zeppelin NT mit einem sogenannten "Range Extender Kit" ausgestattet. Hierbei werden innerhalb der Luftschiffgondel zwei Zusatztanks mit jeweils 700 l zusätzlichem Treibstoffvolumen installiert. Der erste Test mit diesem Zusatztanksystem führte über München, Nürnberg, Frankfurt zurück nach Friedrichshafen. Innerhalb von 24 Stunden und 40 Minuten wurden so 1450 Kilometer zurückgelegt. Auf Basis dieses neuen Tanksystems können zukünftig gar Missionen durchgeführt werden, welche eine Einsatzdauer bis zu 35 Stunden umfassen können.[66]

Rekorde

Der Zeppelin NT 07 war seit seinem Erstflug bis zum Jahr 2012 in Bezug auf sein Volumen das größte aktive Luftschiff der Welt. Im Jahr 2012 fand der Erstflug des Hybridluftschiffs Long Endurance Multi-Intelligence Vehicle statt, welches mit einem Hüllenvolumen mit 38.000 m³ mehr als das vierfache des Volumens beinhaltet.

Am 27. Oktober 2004 stellte der amerikanische Milliardär und Abenteurer Steve Fossett, nachdem er im Herbst 2004 als 14. Pilot die Lizenz zum Führen eines Zeppelin NT erworben hatte, mit dem ersten gebauten Schiff D-LZFN „Friedrichshafen“ einen neuen FAI-Geschwindigkeitsweltrekord für alle Luftschiffklassen auf (die meisten wirklichen älteren Rekorde sind nicht von der FAI anerkannt). Er durchflog eine 1000-m-Messstrecke in beiden Richtungen mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 111,8 Kilometern in der Stunde. Der alte Rekord eines Lightship A-60+ vom 19. Januar 2000 lag bei 92,8 Kilometern in der Stunde.

Literatur
• Manfred Bauer: Luftschiffhallen in Friedrichshafen. 2. erweiterte Auflage, Friedrichshafen 2001, ISBN 3-86136069-1.
• Jürgen K. Bock, Berthold Knauer: Leichter als Luft: Transport- und Trägersysteme. Verlag Frankenschwelle, Hildburghausen 2003, ISBN 3-86180-139-6.
• Klaus Hagenlocher: Experience in the development and manufacturing of the Zeppelin New Technology Airship. In: Airship. No. 110, December 1995, S. 22–32.
• Willi Hallmann: Ballone und Luftschiffe im Wandel der Zeit. Heel Verlag, Königswinter 2002, ISBN 3-89880-013-X, S. 98 ff.
• Philipp Hermanns: Organizational Hubris – Aufstieg und Fall einer Celebrity Firm am Beispiel der CargoLifter AG. Kölner Wissenschaftsverlag, Köln 2012, ISBN 978-3-942720-33-5. Zudem als Open Access-Version verfügbar unter: FU Berlin: Dissertationen Online.
• Wolfgang Meighörner: Giganten der Lüfte. K. Müller, Erlangen 1996, ISBN 3-86070-595-4.
• Bernd Sträter: Zeppelin NT. In: G.A. Khoury: Airship Technology. 2. Auflage. Cambridge 2012, ISBN 978-1-107-01970-6, S. 547–576.
• Rolf Zimmermann: Aufsteigen mit dem neuen Zeppelin NT. Stadler, Konstanz 2003, ISBN 3-7977-0488-7.


Weblinks
Commons: Zeppelin NT – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
• Zeppelin Luftschifftechnik GmbH – der Hersteller
• Deutsche Zeppelin-Reederei – bietet unter anderem Rundflüge mit dem Zeppelin NT an.
• Luftschiffseiten.de – viele Bilder und aktuelle Informationen
• Zeppelin-Europe-Tours.com – ein Konzept für eine größere Variante und dessen Verwendung
• Zeppelin-Museum.de – Zeppelin-Museum in Friedrichshafen
• Zeppelin-Museum.com – Zeppelin-Museum in Meersburg (Bodensee)

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